Bei uns in Deutschland fanden vor ca. 100 Jahren mehrere Bestattungen von den jüdischen Familien nach den jüdischen Beerdigungsprozessen statt. Nach der Zeit des zweiten Weltkrieges wurden es nur noch einige jüdische Bestattungen durchgeführt. In der Vorkriegszeit und während des zweiten Weltkrieges wurden viele jüdische Friedhöfe zerstört und verlassen. In der heutigen Zeit werden sie nicht mehr als normale Friedhöfe benutzt. Nach dem jüdischen Glauben sieht man den Tod als das Ende des Daseins, und in diesem Lebensmoment wird der Verewigter würdig getrauert. Man muss dazusagen, dass nach dem jüdischen Glauben der Wiedergeburt oder das Leben im Paradies eine zweitrangige Rolle hat.
Jüdische Friedhöfe für Jüdische Bestattung
Man hat in Deutschland heutzutage eine Vielzahl von jüdischen Friedhöfen. Viele davon sind in dem Besitz von den kleinen örtlichen jüdischen Gemeinden, die sich um sie kümmern. Auf den meisten jüdischen Friedhöfen ist der Bestattungsbetrieb schon seit langer Zeit eingestellt, und somit kann da keine Beisetzungen mehr stattgefunden werden. In der heutigen Zeit dient eine Mehrzahl von den jüdischen Friedhöfen dazu da, um ein Gedenksort für die Opfer des zweiten Weltkriegs zu sein. In der Hauptstadt gibt es den größten jüdischen Friedhof des Deutschlands. Dieser Friedhof ist heutzutage unter Denkmalschutz. Auf der riesigen Fläche (ca. 42 Hektar) in dem Berliner Viertel Weisensee sind ung. 115.000 Juden beerdigt.
Vor einer jüdischen Bestattung
Im Judentum darf der gerade verstorbene Mensch nicht berührt werden. Der Leichnam wird auf die Erde gelegt und es werden Kerzen angezündet. Sie ist ein Symbol für die Seele des verstorbenen Menschen. Nach kurzen Zeit öffnet man ein Fenster in der Wohnung, um symbolisch gesehen, die Seele des Verstorbenen den Übergang zu erleichtern. Die Familie des Verstorbenen ist bis zum Moment der Beerdigung von allen religiösen Aufgaben befreit. Diese Zeit dient für sie zur Trauerbewältigung und zur Vorbereitung der Bestattung.
Ablauf einer jüdischen Beerdigung
Eine Bestattung nach der jüdischen Religion soll in der Regel von jedem Gläubigen selbst vorbereitet werden, man muss also, wenn es sofern möglich, kurz vor dem Tod bestimmte Gebete sprechen, eigene Kinder segnen, und sich somit für den Tod vorbereiten. Die Gebete sind dazu da, damit ein Jude sich mit seinem möglichen Sünden auseinanersetzt. Das letzte Wort ist idealerweise „echad“, das stammt aus dem Hebräischen und bedeutet „einzig“.
Nach dem Todesakt wird die Kleidung des Verstorbenen von seinen Angehörigen zerrissen. Dieses Ritual basiert sich auf der biblischen Geschichte des Jakobs, der aus Schmerz von seinem verstorbenen Sohn alle seine Kleidungsstücke vom Leib zerriss. Nach dem Zerreisen wird weiter gebeten und der Leichnam wird von den Angehörigen gewaschen und in ein besonderes Leinentuch gewickelt. Aus Respekt vor dem Verstorbenen wird er zur Beerdigung nicht alleine gelassen. Ein „Schomer“ (also ein Wächter) sitzt die ganze Zeit neben dem Toten und sagt verschiedene Psalme auf.
Hygienische Versorgung und rituelle Waschung
Um die hygienische Versorgung des leblosen Körpers kümmert sich eine Gemeinschaft, die Chevra Kadischa heißt. diese Versorgung kann man in drei Schritten unterteilen:
- Hygienische Versorgung und Waschung des Verstorbenen
- Spirituelle Reinigung des Verstorbenen durch ein Bad in einer „Mikvah“ oder das Übergießen mit Wasser
- Ankleiden des Verstorbenen
Unabhängig vom Alter oder der gesellschaflichen Stellung des Verstorbenen wird er in die traditionelle Gewänder angelegt, die der Kleidung hoher Priester aus dem Altertum ähnlich sind. Anschließend wird unter den Kopf des Verstorbenen ein Säckchen mit Erde aus Israel gelegt, also wenn er nicht in Israel beerdigt werden kann.
Der Prozess der Beerdigung erfolgt im Judentum meistens ziemlich schnell, in der Regel gleich am nächsten Tag. Natürlich gibt es auch Ausnahmen. Ein passendes Beispiel dafür wäre, wenn am nächsten Tag ein religiöser Feiertag, wie Schabbat, fällt. Die richtige Beerdigungszeremonie beginnt in der Regel mit einer besonderen Trauerrede, welche von einem Kantor (eine Art Vorsänger) geführt wird. Danach verrichten die Gäste die „Kria“. Bei der „Kria“ reißen die Angehörigen der Trauerprozession ein Kleidungsstück am Hals ein. Die Eltern des Verstorbenen müssen diesen Riss dreizig Tage lang auf der linken Seite tragen, andere Angehörige dagegen 7 Tage lang auf der rechten Seite. Dieser Riss symbolisiert den Riss im Herzen und den Schmerz um den Verstorbenen.
Am Ende einer Beisetzung wird der Sarg in ein Grab gelegt und die Prozessionsbeteiligte können den Sarg mit Erde oben bedecken. Daran sieht man, dass im Judentum die Erdbestattung die am Häufigsten verwendete Art der Bestattung ist. Traditionell gesehen muss jedes Familienmitglied drei Schaufeln von Erde auf den Sarg aufschütteln. In manchen Fällen kann zum Grab eine Menge von Israelerde beigefügt werden, die das Heilige Land von Israeliten symbolisiert. Es gibt auch jüdische Glaubensgemeinschaften, die eine Einäscherung eines Verstorbenen mit der späteren Urnenbestattung durchführen. Die jüdischen Bestattungen werden in der Regel von einer Bestattungsbruderschaft organisiert, die ziemlich ähnlich zu einer gewöhnlichen Bestattungsfirma liegt.
Rituale beim Verlassen des Friedhofes nach jüdischer Bestattung
Beim Verlassen des Friedhofes bilden die Anwesenden einen Durchgang, durch den die Hinterbliebenen gehen. Dieser Durchgang symbolisiert den Zusammenhalt der Gemeinschaft und die Unterstützung für die Familie. Bevor der Friedhof verlassen wird, waschen sich die Trauernden die Hände ohne sie abtrocknen zu lassen. Es ist ein Symbol, dass die Erinnerung an den Verstorbenen nicht weggewischt sein kann.
Besondere Kleidung für die Trauerfeier
Die Angehörigen, die nicht jüdischen Glaubens sind, tragen in der Regel während einer Trauerfeier eine „Kippa“, also eine traditionelle jüdische Kopfbedeckung. Die Kippa ist aber kein religiöses Gebot, sondern es handelt sich um einen traditionellen Brauch, der sich über Jahrzehnte entwickelt hat.
Dekoration und Floristik
Blumen sind nach der jüdischen Auffassung ein Zeichen für das Leben. Anders als bei den christlichen Trauerfeiern wird bei traditionellen jüdischen Beisetzungen auf zahlreiche floristische Elemente verzichtet
Hebräische Begriffe, die für eine Bestattung relevant sind
Hebräisch | Bedeutung |
vidui | Bekennung zu den eigenen Sünden |
shmira | Der Verstorbene darf nicht alleine gelassen werden |
chevra kadischa | Heilige Gemeinschaft, die die rituelle Waschung und die Bestattungsorganisation übernimmt |
mikvah | Rituelles Bad |
kippa | Traditionelle Kopfbedeckung bei den Männern |
shiwa | Trauerwoche |
kaddisch | Wichtigstes Gebet des Judentums, das unter anderem in Trauerfällen und während des Trauerjahres gesprochen wird |
tachrichin | Die Bekleidung des Verstorbenen |
mizwa | Religiöse Verpflichtung |
Trauer bei jüdischen Bestattungen
Die Trauer bei dem Verlust eines Angehörigen oder eines engen Freundes hat in der jüdischen Religion eine wichtige Rolle. Es ist so, dass eine Abschiedsnahme in der Regel in mehreren Stufen über einige Zeit stattfindet. Nach der Beerdigung kommt eine Trauerzeit, die sieben Tage dauert. Die erste Woche heißt „Schiwa“ und sie ist die intensivste Trauerzeit. In dieser Zeit darf die Familie und enge Freunde des Verstorbenen nicht beruflich tätig sein und sollen, sofern es möglich ist nur zuhause bleiben. Außerdem es ist nicht erlaubt sich zu baden, rasieren oder schminken.
Auch Geschlechtsverkehr oder das Lesen der Tora sind verboten. Wenn die ersten 7 Tagen abgelaufen sind, kommt der „Schloschim“, also der Trauermonat. In diesem Monat ist jetzt erlaubt zu arbeiten, doch es müssen tägliche Gebete zu Ehren des Verstorbenen durchgeführt werden. Nach dem Ablauf eines Jahres meistens am Todestag folgt ein Fest zu Ehren des Verstorbenen. Bei diesem Fest versammelt sich die ganze Familie des Verstorbenen und manchmal besuchen das Friedhofsgrab. Im Gegensatz zu der christlichen Kultur werden auf das Grab keine Blumen aufgelegt, sondern man liegt kleine Steine darauf.